Schön war’s mal wieder im Rebstock. Nachdem wir ein Jahr zuvor eine Runde mit den »Metzger Motorrad Freunden« (MMF, siehe TF 12/23) gedreht hatten, wussten wir ja schon, was auf uns zukommt. So ungefähr zumindest, denn es kam noch besser.
Nach und nach füllte sich am Freitagnachmittag der große überdachte Parkplatz im Hof bis zum letzten Platz. Die Gartenlaube war komplett für uns reserviert und wie es sich für einen traditionellen Metzgereigasthof gehört, wurde zum Abendessen zünftig aufgetischt. Danach gab es eine kleine Vorstellungsrunde.
Auch wenn die bayerischen Boxer dieses Mal in der Überzahl waren, die Teilnehmerschaft der 18. THT war bunt gemischt. Leser mit und ohne Schwarzwald-Erfahrung, teils von weit her aus norddeutschen Gefilden und dem fernen Kärnten, oder auch aus der nahen Schweiz und aus Bayern. Am stärksten war das Saarland mit sieben Teilnehmern vertreten. Die weiteste Anreise wurde zwar nicht gekürt, größten Respekt hingegen wurde Harry gezollt. »So fit möchten wir mit 86 Jahren auch noch sein«, lautete der allgemeine Tenor. »Die Kawasaki W 650 ist für ihn das optimale Motorrad«, verriet seine Tochter Manuela, »damit könnte er den ganzen Tag fahren.« Und in der Tat war er absolut sattelfest und die eine oder andere Passage hätte er auch flotter nehmen können …
Wie bitte, Start schon um halb neun? Dem einen zu früh, dem anderen zu spät, dem nächsten gerade recht, einigten wir uns auf: in voller Montur zum Gruppenfoto um dreiviertel neun und danach gleich los. Die erste Fahraufnahme entstand sogar schon um 8:56 Uhr – das ist rekordverdächtig.
Nach etwa einer Stunde allerfeinstem Gekurve abseits größerer Ortschaften trafen wir kurz vor Triberg auf den Uhren-Park mit der weltgrößten Kuckucksuhr. Das Uhrwerk kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden und der Verkaufsraum quillt über mit den unterschiedlichsten Varianten. Während manche noch warteten, ob vielleicht ein Kuckuck sein Häuschen verlässt, preschte die erste Gruppe schon wieder davon.
Das folgende Etappenziel klang düster, die Anfahrt aber war ein Riesenspaß und das große, offene Zelt bei der Hexenlochmühle entpuppte sich als ein angenehmes Pausenplätzchen fürs zweite Frühstück. Wer beim vorherigen Stopp noch nicht die passende Kuckucksuhr entdeckt hatte, fand in der historischen Sägemühle weitere Modelle zwischen anderen typischen Schwarzwälder Souvenirs wie Schinken, Honig oder Edelbrände.
Nächster Halt beim Dom in St. Blasien. Solch ein imposantes Bauwerk hatte niemand in der Einsamkeit des Albtals erwartet. Tatsächlich gehört die 1783 eingeweihte ehemalige Abteikirche noch immer zu den größten Kuppelkirchen Europas. Erwartet hatte auch keiner, dass dies ein längerer Aufenthalt werden sollte. Eine Besonderheit dieser THT war nämlich, dass sie von vier Metzgermeistern angeführt wurde: Andreas und Markus vom Rebstock, beide übrigens auch Fleisch-Sommeliers, Johannes, der Gründer des MMF, und Heiner, der als »Lumpensammler« hinterherfuhr. Sie holten hier ihre selbst hergestellten Wurstwaren aus den Motorradkoffern und bauten ein köstliches Picknick auf einer Parkbank neben dem Dom auf. Genial!
Frisch gestärkt ging’s nach Präg und Todtnau über den 1231 Meter hohen Feldbergpass und weiter zum Titisee. Horden von Touristen wuselten durch den gleichnamigen Ort. Da hielten wir lieber nicht an, sondern tuckerten langsam durch und gaben danach wieder beherzt Gas. Ziel war der Kandel, der mit 1241 Metern höchste Berg des Mittleren Schwarzwalds. Oben am Parkplatz eröffnete sich eine tolle Weitsicht, dennoch gefiel uns der Blick nicht, denn es braute sich etwas zusammen. So hielten wir uns nicht lange auf, sondern düsten die letzten 45 Kilometer zurück ins Hotel – und hatten es gerade noch vor dem Regen geschafft.
Andreas führt den Betrieb zusammen mit seinem Bruder Helmut. Der fährt zwar auch hin und wieder Motorrad, seine größere Leidenschaft gilt allerdings der Musik. Am Bass sorgt er in seiner Band für den richtigen Drive. Was lag da näher, als am Abend eine Kostprobe zu geben und bikermäßig einen abzurocken? Lange saßen wir an diesem warmen Sommerabend noch zusammen und waren uns einig: Auf dieser THT hat alles perfekt gepasst. Die Stimmung war von Anfang an locker und kumpelhaft, die Fahrstrecken und Pausenplätze sehr gut gewählt, das Essen einwandfrei und das Abendprogramm unaufdringlich unterhaltsam. Bravo, das hätte nicht besser laufen können!
Die Teilnehmer
Achim: BMW R 1200 RS • Andrea: BMW R 1250 GS • Andreas**: BMW R 1300 GS • Bernd: BMW R 1200 GS Adventure • Frank: Triumph Tiger 900 • Gernot: Suzuki V-Strom • Harry: Kawasaki W650 • Heiner*: BMW R 1250 GS • Hermann: BMW R 1300 GS • Johannes*: BMW R 1200 GS • Manuela: Triumph Tiger 800 XLX • Markus B.: BMW R 1200 GS • Markus S.*: KTM 1290 Super Adventure • Martin K.: BMW R 1200 GS • Martin S.: Moto Guzzi V85 TT Travel • Pius und Anita: BMW R 1250 RT • Rainer: BMW R 1200 R • Robert: BMW R 1250 GS • Roland: MW R 1200 GS Adventure • Sandra: Yamaha Tracer 900 GT • Stephan: BMW F 900 R • Stiven: Triumph Street Triple • Toni: Yamaha Tracer 7 GT • Werner K.: Yamaha XS 2 • Werner M.: Honda XRV 750 AT • Werner und Eva: BMW R 1200 RT
* Tourguide ** TF-Wirt