Ja, wo bleiben sie denn? Zusammen mit einigen Teilnehmern, die bereits einen Tag früher angereist sind, nehmen wir gespannt jeden Motorradfahrer ins Visier, der durchs historische Stadtzentrum von Sulzbach rollt. Gehört der wohl zu uns? Sollen wir das Begrüßungsbier noch mal in die Kühlung stellen? Doch dann, am späten Nachmittag, geht es plötzlich Schlag auf Schlag. Binnen kurzer Zeit füllt sich der Hof vom Sperber-Bräu mit Motorrädern, die Terrasse mit durstigen Bikern. Das erste Fässchen ist schnell geleert.
Wie es sich für einen Brauerei- Gasthof gehört, ist die Auswahl an Gerstensäften groß. Wirt und Braumeister Christian stellt beim Abendmenü die vielfältigen Sorten vor und reicht zu jedem Gang das passende Gebräu. Dass als Hauptgericht Schweinsbraten mit Kartoffelknödeln auf die Tafel kommt, muss eigentlich nicht extra erwähnt werden. Wir sind schließlich im tiefsten Bayern, und da gilt die Tradition noch was.
Genauer gesagt, sind wir in der Oberpfalz. Für alle, die das mit der Pfalz verwechseln: Die Oberpfalz liegt nördlich des Bayerischen Walds, grenzt im Süden an Niederbayern, im Osten und Norden an Franken und im Westen an die Tschechische Republik. Tour-Möglichkeiten gibt es in allen Himmelsrichtungen und der Verkehr geht gegen null, zumindest auf den Strecken, die das Sperber-Team vorbereitet hat. Dieses Mal gibt es keine schnellen, normalen und langsamen Gruppen, die etwas zeitversetzt dieselbe Route fahren, sondern drei komplett verschiedene Touren.
Das hat zum einen den Vorteil, dass man für kleine Gruppen leichter ein Lokal für die Mittagspause findet und alles schneller geht. Zum anderen ist selbst für Teilnehmer, die die Gegend schon kennen, garantiert etwas Neues dabei. Klaus düst mit seiner Mannschaft zügig ins Fichtelgebirge, Jimmy brummt auf seiner BMW voraus durchs Altmühltal, und Christian versammelt die etwas gemütlichere Kulturgruppe hinter sich. Beim Mittagsstopp im Städtchen Bärnau, bietet sich mit dem »Geschichtspark« die Gelegenheit zum Besuch eines archäologischen Freilichtmuseums, in Windischeschenbach zieht die Kontinentale Tiefenbohrung (KTB) unser Interesse auf sich. Bei diesem geowissenschaftlichen Forschungsprojekt hat man zwischen 1987 und 1995 sage und schreibe 9101 Meter in die Tiefe gebohrt, um Erkenntnisse über die Erdkruste zu sammeln. Und schon liegt damit der einzige Tiefpunkt des Tages hinter uns.
Am Abend geht das Programm weiter: Bernd gibt als ehemaliger Instruktor der Motorrad-Polizei Tipps zur Fahrsicherheit, Jimmy hält einen kurzweiligen Vortrag über die Oberpfalz und schließlich entführt uns Christian in die Wunderweltseiner Brauerei – ein großartiges Wochenende, das uns noch lange in bester Erinnerung bleiben wird.